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Empfehlungen des Walser Omgangs
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Kleinwalsertal entzündet Lebensfeuer
Start einer neuen Form des sanften Gesundheits-Tourismus - Teil 2
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Mit der Etablierung als weltweit erste „Lebensfeuer-Region“, wie es werbeträchtig heißt, will sich das Kleinwalsertal ein einmaliges Image geben. Dabei hat das Tal an sich schon mit Einmaligem aufzuwarten und ist mit anderen Tälern in Österreich nicht zu vergleichen. Das hat vor allem mit seiner geografischen Lage zu tun.
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Handel mit Deutschen zollfrei
Umschlossen von einer über 2000 Meter hohen Berglandschaft, existiert hier seit jeher keine direkte Straßenverbindung zu Österreich. Mit dem Fahrzeug kann man nur von und nach Deutschland fahren und gelangt in den Allgäu nach Bayern.
Diese Situation, das Tal wurde im 13. Jahrhundert von Walsern aus der Schweiz besiedelt, führte über die Jahrzehnte zu manchen Turbulenzen. Dank Napoleon kam das Kleinwalsertal zwischenzeitlich unter die Herrschaft der Bayern. Danach herrschten wieder die kaiserlichen Habsburger im Tal, um im Jahr 1938 unter Nazi-Deutschland einige Jahre dem Gau Schwaben anzugehören.
Seit 1891 wurde das Kleinwalsertal als Zollausschlussgebiet deklariert, war damit deutsches Wirtschaftsgebiet und somit im Handel mit Deutschland zollfrei. So entstand vor Einführung des Euro die kuriose Lage, dass die Österreicher ihre Steuern in deutscher Mark und nicht in Schillingen bezahlten.
Fast unglaublich ist die Tatsache, dass Strafgefangene aus dem Kleinwalsertal nicht über das deutsche Straßennetz, sondern per Hubschrauber nach Österreich befördert werden. Außerdem bestanden eine deutsche und eine österreichische Postleitzahl und bis vor vier Jahren auch noch eine deutsche Telefonvorwahl. Letzteres ist nicht erstaunlich angesichts der Herkunft der Urlauber im Tal. Mindestens Dreiviertel kommen aus dem nahen süddeutschen Raum.
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Tal ohne Durchgangsverkehr
So ist es auch nicht verwunderlich, dass viele Österreicher sogar der Meinung sind, das Kleinwalsertal liegt schon im Ausland und gehöre zu Deutschland. Ganz anders die Bewohner des Tales, die ihre Zugehörigkeit zu Österreich vehement vertreten. Es gab vor längerer Zeit sogar einmal Pläne, per Tunnel durch die Berge eine direkte Verbindung nach Vorarlberg zu schaffen. Heute sind alle im Kleinwalsertal sehr froh, dass diese Pläne nie verwirklicht und ihnen ein flutender Durchgangsverkehr erspart wurde.
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Gesundheit schwarz auf weiß messbar
Der Genussgasthof Sonnenburg liegt in Riezlern auf einer Anhöhe und ist ein weiterer Anlaufpunkt für das Lebensfeuer-Projekt. Hier treffe ich zwei Frauen, die sich stark für das Projekt engagieren, die Marketing-Chefin vom Kleinwalsertal Sandra Janser und die Hoteliersfrau der Sonnenburg Heike Wohlgenannt.
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Hotelchefin Wohlgenannt (i. B. links mit Sandra Janser) hat im November letzten Jahres ihre Ausbildung als Professional abgeschlossen und erste Erfahrungen gesammelt. Heike Wohlgenannt ist von dem Projekt begeistert, weil es ermöglicht, die Gesundheit schwarz auf weiß messbar zu machen und den Urlaubern sehr fundierte Empfehlungen auf die Wanderwege mitzugeben.
„Ausprobiert habe ich die Lebensfeuer-Messung in meiner Familie, bei meinem Mann und meinem Sohn, die beide Sport treiben und ihre Leistungen steigern konnten“, erzählt die Hoterliers-Frau. „Mittlerweile konnte ich auch schon Empfehlungen an Urlaubsgäste weitergeben, die sich nicht so fit fühlten.“
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Hier erweist sich die Berglandschaft des Kleinwalsertals mit seinen drei Höhenlagen und sehr vielen unterschiedlich langen und schwierigen Wanderwegen als ausgesprochen günstig. „Wir können unseren Gästen spezielle Touren des Walser Omgang empfehlen. Das ist ein Wegenetz, zu dem acht Wege zählen, die unterschiedliche Schwierigkeitsstufen aufweisen. Sie sind aufgeteilt in Aktivieren, Balance und Regenerieren“, erläutert Marketing-Chefin Janser. Zwischen diesen Wegen kann der Urlauber sich entscheiden und sich zusätzlich auch von einem Wanderführer der im Tal ansässigen Bergschule begleitet lassen.
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Acht Bergbahnen im Sommer unterwegs
Der Treffpunkt für geführte Wanderungen im Kleinwalsertal ist das Walserhaus in Hirschegg. Von hier startet die Wanderführerin Daniela Schwendiger (i. B. unten) ihre unterschiedlichen Bergtouren.
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Eine regenerative Tour führt beispielsweise in eines der Seitentäler zur Bärgunt-Hütte. Der Weg an einem Fluss entlang hat nur wenige Höhenmeter und ist erholsam. Der aktivierende Weg dagegen benötigt sieben Stunden und verlangt einiges an Kondition ab.
Ein Balanceweg führt rund um das Walmendinger Horn und hinab ins Tal. Bis zur Bergstation wird der Bus benutzt. Insgesamt fahren fünf (!) Buslinien im Tal, teilweise im zehn Minuten Takt und die Urlauber haben mit ihren Hotelkarten freie Fahrt. Mit der Bergbahn dauert es nur 15 Minuten bis zum Walmendinger Horn hinauf.
Insgesamt sind in der Sommersaison insgesamt acht (!) Bergbahnen in Betrieb. Diese Zahl ist sicherlich österreichischer Landesrekord. Ebenfalls rekordverdächtig ist die Zahl der Sitzbänke an den Wanderwegen. Die Stadtverwaltung hat 300 Sitzbänke von unterschiedlichen Größen und Formen aufgestellt, dazu kommen noch etwa 250 von Bewohnern aufgestellte Ruheplätze.
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Mit Daniela die Bergwiese entdecken
„Die einzelnen Wandertouren sind auf den Punkt gebracht und der Urlauber muss nicht einfach drauf loslaufen. Auf den Karten scheinen manche Strecken recht kurz, aber entscheidend sind die Höhenmeter“, sagt Wanderprofi Schwendiger.
Die Urlauber haben auch sehr wenig Wissen über die Natur und da kann die im Tal geborene und hier aufgewachsene Daniela helfen. Zum Abschalten vom Alltag und zum Eintauchen in die Natur gehört für die Urlauber auch, wenn sie mit Daniela an einer Bergwiese vorbeiwandern, am Knabenkraut, an der Alpenglockenblume, der Goldrute, am Enzian, am Goldpipau, an der kugeligen Teufelskralle, an Arnika, dem Wiesenstorchschnabel, dem Bärenklau mit seiner weißen Blüte und an der Margarete, deren Blätter essbar sind und auf 1500 Meter Höhe besonders gut schmecken.
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„Wir verkaufen nur ehrliche Sachen!“
Ein weiterer Vorzug des Wanderwegenetzes ist für viele Urlauber die Gewissheit, nach spätestens einer Stunde Wandern eine gastronomisch betriebene Hütte zu erreichen. Besonders begehrt sind die Alp-Hütten wie die Lüchle-Alpe auf 1750 Meter Höhe unterhalb vom Walmendinger Horn.
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Hier lebt schon den dritten Sommer Mathias Büttner mit seiner Frau und seinen zwei Kindern. „Die Butter auf dem Käseteller“, so Büttner (i. B. links), „befand sich gestern noch im Euter der Kühe, die hier auf den Alpwiesen stehen.“ Am morgen und am frühen Abend müssen die Kühe von den Bergwiesen zur Melkanlage gebracht und gemolken werden. Ein langer Tag für den 38jährigen gelernten Koch, der sich auf die Käseherstellung spezialisiert hat und für die Besucher auch in der Küche steht.
„Wir verkaufen nur ehrliche Sachen und was wir verkaufen, ist alles hausgemacht “, betont Büttner. „Reich wirst du auf der Alp nicht, aber dafür süchtig nach dem Leben hier oben.“ Bei gutem Wetter ist auch im Sommer die Hütte gut besucht. Aber das wirkliche Geschäft zum ganzjährigen Überleben wird zur Wintersaison gemacht. „Im Sommer melken wir die Kühe, im Winter die Touristen“, meint verschmitzt Hüttenwirt Büttner.
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Tafelspitz oder gewürztes Steak
Das Projekt Lebensfeuer-Messung wird im Tal auch in die Speisekarten der Hotels einziehen. Ein knappes Dutzend von Köchen hat sich in Seminaren ausgiebig mit Lebensmitteln beschäftigt und darüber informiert, wie die Hinweise regenerierend oder aktivierend in der Zubereitung der Speisen berücksichtigt werden. Zu den Vorreitern gehört das Hotel Walserhof.
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„Der Hauptweg unserer Küche bleibt natürlich die regionale Ausrichtung entsprechend der Saison“, so der stellvertretende Küchenchef Georg Kranz (i. B. links). Doch es werde darüber nachgedacht, bestimmte Formen für Empfehlungen im Haus zu entwickeln, die dem Gast signalisieren, ob es sich eher um regenerative oder aktivierende Speisenangebote handelt.
„Beispielsweise ist Fleisch nicht generell einzuordnen, sondern von der Zubereitung abhängig ob als Tafelspitz oder kräftig gewürztes und gebratenes Steak.“ In der Wintersaison werden die jeweiligen Empfehlungen für den Gast einen festen Platz auf der Speisekarte haben.
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Projekt Lebensfeuer hat Zukunft im Tal
Im Kleinwalsertal werden für die Lebensfeuer-Messung weitere Professionals ausgebildet und das Projekt auch in der Wintersaison fortgesetzt. Es ist also kein einmaliger Marketing-Gag, sondern eine starke Hinwendung zum Trend: Tu etwas für die Gesundheit im Urlaub. Die Chancen stehen dafür im Tal gut.
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Text und Fotos: Ronald Keusch, Juli 2012
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