Architekturtourismus:
Was macht eigentlich... Bauhaus Dessau?
Es gibt nicht viel deutsches Kulturerbe aus dem vergangenen Jahrhundert, das in der Welt positiv besetzt ist. Das Bauhaus, 1919 von Walter Gropius gegründet, ist so ein Erbe.
Damals galt es als bedeutendste Schule für Kunst, Design und Architektur des 20. Jahrhunderts. In Dessau-Roßlau steht noch immer das berühmteste Bauhausgebäude, das heute zum Welterbe der UNESCO gehört. Der „Bau der Zukunft“ sollte alle Künste in idealer Einheit miteinander verbinden. Die großen Architekten und Künstler jener Zeit lehrten und forschten hier. Touristen können es besuchen und entdecken, was das Bauhaus eigentlich heute macht.
Im 20. Jahrhundert waren die Dessauer Bauhauskünstler und ihre Entwürfe weltberühmt.
1919 durch Walter Gropius in Weimar angesiedelt, aber zunehmend angefeindet, zog die bereits berühmte Schule 1925 nach Dessau, wo sie bis zur Vertreibung durch die Nationalsozialisten 1932 blieb. Die Region um die heutigen UNESCO-Welterbestätten von Luther, Bauhaus und Gartenreich war damals eine Art deutsches Silicon Valley – geprägt von Fortschritt und schnell wachsenden Zukunftsindustrien. Hier saßen die wichtigsten Chemiebetriebe und der Flugzeugbauer Junkers, der 1919 das erste Ganzmetallverkehrsflugzeug der Welt vorstellte.
Dem Kuratorium des Bauhaus- Freundeskreises gehörten Berühmtheiten wie Albert Einstein an, zu den Lehrern zählten Wassily Kandinsky, Lyonel Feininger, Paul Klee und Oskar Schlemmer. So viel zur Geschichte.
Doch was macht die einst bedeutendste Kunst- und Designschule Europas eigentlich heute?
Philipp Oswalt, seit etwas mehr als einem Jahr Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau, will den Geist und die Ideen des Bauhauses im 21. Jahrhundert ankommen lassen und sich zunehmend mit den großen städtebaulichen Fragen unserer Zeit beschäftigen.
„Alles was die Welt bewegt, soll auch das Bauhaus bewegen“, wünscht sich Oswalt. Klimawandel, Demographie und der Zusammenbruch weltweiter Finanzmärkte sind seine Themen. Er erzählt von urbaner Landwirtschaft, davon, dass die Menschen ihre Nahrungsmittel zukünftig wieder mehr lokal produzieren müssen, statt sie vom anderen Ende der Welt einfliegen zu lassen; von der Notwendigkeit, Städte angesichts von Dürren und Überschwemmungen zukünftig völlig anders zu planen und von Bauinvestoren, die von Ihnen finanzierte Immobilien tatsächlich selbst mal sehen oder sogar – welch kühner Gedanke – selbst darin wohnen sollen.
In den Wirtschaftswunderzeiten der 20er Jahre hatten es die Bauhäusler mit Wohnungsnot zu tun. „Heute dagegen ist Weniger Zukunft“, sagt Oswalt.
Wie 18 andere sachsenanhaltische Städte zeigt auch Dessau seine in den letzten acht Jahren maßgeblich auch mit dem Bauhaus entwickelten Strategien zum Stadtumbau - zu zukünftigen Stadtformen und neuen Infrastrukturmodellen angesichts schrumpfender Bevölkerungszahlen.
Benachbart zum Bauhaus soll in den nächsten Jahren deshalb ein eigenes Besucher- und Ausstellungszentrum entstehen, das ausführlicher als es die Schau im Bauhaus kann über alle Bauhausbauten der Stadt informiert, weiteres Erbe der Moderne wie etwa die Junkers- Werft aufgreift und die Schätze der Archive zeigt.
www.bauhaus-dessau.de
Beitrag: Elisabeth Heller, November 2010,
Textquelle: Ursula Schild, IMG Sachsen-Anhalt mbH