| ARCHIV-WEBSITE |
Textversion

Sie sind hier: 

>> cre-aktiv ReiseBilder  >> ReiseBerichte  >> Schweiz 

  |  

Inhaltsübersicht

  |  

Datenschutz

  |  

Impressum

  |  

Kontakt

  |

Zurück zu den Quellen

 

Attraktiver Wanderweg im Gotthardmassiv am 5. August 2012 neu eröffnet (Teil 2)

 

Der Rhone-Gletscher

 

Wenn die Gletscher langsam schmelzen

Um die Gotthardregion mit dem neu eröffneten 4-Quellenweg zu erkunden, ist der kleine Ort Andermatt eine günstige Drehscheibe. Der kleine Bahnhof ist nicht nur Haltepunkt für die Gotthardbahn, um zum Oberalppass zu gelangen. Auch die legendären Linien der Postautos haben hier ihren Stopp. Mit den gelben Bussen gelangt man hinauf auf den Gotthardpass und weiter zum Quellgebiet der Reuss. www.postauto.ch

Ausstellung im Innern des Berges

Das gewaltige Bergmassiv des Gotthard ist ein lohnender Platz, um zu verweilen und inne zu halten. Es soll nicht mehr durch Verkehrs-Staus und Diskussionen um neue Tunnelröhren von sich reden machen, sondern hat durch die ebenfalls im August dieses Jahres eröffnete Themenwelt Sasso San Gotthard einen attraktiven Anziehungspunkt.

 

 

Erlebniswelt im Gotthardmassive

 

In insgesamt fünf Abteilungen werden hier die großen globalen Herausforderungen an die Menschheit beim nachhaltigen Umgang mit Ressourcen thematisiert. Der Platz der Ausstellung ist nicht so schlecht gewählt. Über zweihundert Meter lange Stollensysteme gelangt man in das Innere des Berges der ehemaligen Festung. Besonders zu den Themen Klima, Mobilität und Energie werden von den Schweizer Wissenschaftlern und Sponsoren mehr interessante Fragen gestellt und weniger altbekannte Antworten gegeben. Nicht ausgespart sind die vom Menschen immer wieder entdeckten Wunder der Natur. Hier werden in einem Raum einzigartige riesige Bergkristalle ausgestellt, die erst im Jahr 1997 ganz in der Nähe bei der Göscheneralp entdeckt wurden.

 

Kein scharfer Schuss aus Bunkerkanonen

Die Themenwelt schließt auch die historische Festung ein, die von der Schweiz im zweiten Weltkrieg in den Felsen des Gotthard hinein gebaut und noch bis 1999 von der Schweizer Armee genutzt wurde. Das Jahrzehnte lang mit höchster Geheimhaltung versteckte Artilleriewerk hatte eine Besatzung von 500 Soldaten, übrigens liegt heute sinnigerweise die erlaubte Höchstzahl bei 500 Besuchern pro Tag.

Insgesamt nur vier Bunkerkanonen mit einem Kaliber von 15 Zentimetern sollten vor allem nach Süden den San Giacomopass gegen ein militärisches Vordringen Italiens schützen. Von den damals 10.000 eingelagerten Granaten musste nicht eine einzige verschossen werden und so bestanden die Heldentaten der Bunkersoldaten darin, tief im Berg den Alltag zu meistern. Die Kanonen, Mannschafts-Quartiere und Ausrüstungen können von den Besuchern inspiziert werden. Die Schweizer Alpenfestungen am Gotthard und anderswo haben sicherlich erfolgreich potentielle Angreifer abgeschreckt. Wobei auch die Schweizer wissen, dass für herrschende Kreise anderer Länder zu allen Zeiten eine größere und wirksamere Abschreckung darin bestand, die Schweiz als einen neutralen Platz zur sicheren Aufbewahrung von Geld zu verlieren. www.sasso-sangottardo.ch/

Rhone-Gletscher auf stetigem Rückzug

Mitte des 19. Jahrhunderts pulsierte in Gletsch das touristische Leben. Gut betuchte Reisende gaben sich in dem 1857 erbauten vornehmen Hotel Glacier du Rhòne die Klinke in die Hand. Seit 1930 machte der berühmte Glacier Express hier Station und Gletsch berühmt. Jeder wollte den überdimensionalen Rhone-Gletscher sehen, der damals fast bis an das Hotel heranreichte.
Doch der Gletscher trat Jahr für Jahr den Rückzug an, der Furka-Basistunnel wurde eröffnet und 1981 stellte der Glacier Express seinen Betrieb ein. Doch Gletsch holte sich verlorenen Glanz vergangener Tage zurück.

Eisenbahnfreunde verhinderten nach der Tunneleröffnung den Abbau der Gleise auf der Bergstrecke. Und seit 2010 rollt wieder ein Dampfzug auf den traditionellen Strecken von Realp über Gletsch bis nach Oberwald mit grandiosen Sichten auf die Welt der Zentral-Alpen.

 

 

Auch das Hotel Glacier du Rhòne mit seinem rustikalen Mobiliar erwartet wieder die Gäste und im Hotelpark vor der Tür steht wie seit eh und je eine Hydrometrische Wetterstation, von der schon vor 160 Jahren das zu erwartende Wanderwetter abgelesen wurde. Nur den Gletscher kann niemand wieder ins Tal holen. Er hinterließ bei seinem Rückzug eine Moränen- und Steinwüste, die sich mittlerweile zu einer grünen Auenlandschaft entwickelte. Aber dafür ist der Gletscher auf der fünften und letzten Etappe des 4-Quellenweges eine spannende Station.

 

Im Eistunnel in den Gletscher spazieren

Insgesamt sind auf dem letzten Abschnitt 17 Kilometer zurück zu legen. Veranschlagt sind mehr als sieben Stunden Wandern, da bis zum Rhonegletscher 1600 Höhenmeter absolviert werden müssen. Am Fuße des Rhonegletschers fließt die Rhone dann aus dem See des Schmelzwassers durch die Region des Wallis, an Lyon vorbei ins Mittelmeer.

Ein krönender Abschluss, so heißt es bei den Wander-Insidern, ist die Einquartierung in das ebenfalls traditionsreiche 130 Jahre alte Hotel Belvèdère am Furkapass. Erstes Ziel sind nicht seine nostalgisch gestalteten Zimmer und das Einschlafen, sondern rechtzeitiges Wachsein, um bei Sonnenunter- und Sonnenaufgang Fotos vom Gletscher zu schießen.

Der eigentliche Star am Furkapass ist allerdings die sich auf 2300 Meter Höhe befindende Eisgrotte. Dazu wird seit 170 Jahren jedes Jahr neu ein 100 Meter langer blauer Eistunnel ins Eis des Gletschers gebohrt und Eiskammern angelegt. Im Laufe des Sommers werden dann 30 Meter des Tunnels aus Eis abschmelzen. Doch einmalig ist der Gletscher nicht allein durch die Grotte, sondern auch durch seine Nähe zur Straße. Nirgendwo in Europa können Autos und Busse so nahe an einen Gletscher fahren wie an den Rhonegletscher.

 

Bildunterschriften von oben links nach unten rechts: 1. Der Rhone-Gletscher
2. Rückzugsgebiet des Gletschers in Gletsch 3. Das legendäre Hotel Belvedere, 4. Der Eistunnel im Gletscher

 

Zurueck

Impressionen

Weiter

 

Besuch im kleinsten Dorf der Schweiz

Der Rückweg von der Furkapasshöhe führt noch an einer besonderen Rarität vorbei, dem kleinsten Dorf der Schweiz mit dem Namen Zumdorf. Das Dörfchen hat diesen Titel schon seit Mitte des 19.Jahrhunderts inne als es durch den Niedergang von Lawinen bereits schwer gebeutelt schließlich durch eine große Lawine gänzlich verschüttet wurde. Laut Geschichtschronik 1869 „…zählte der Weiler noch 13 Seelen.“

 

 

Das Dorf Realp im Tal

 

Heute ist nur noch die Familie Steinbauer, deren Vorfahren seit dem 15. Jahrhundert hier ansässig sind, übrig geblieben. Derzeit gibt es hier zwei zeitweise bewohnte Häuser, eine stilgerecht restaurierte Barock-Kapelle aus dem Jahr 1720 mit zehn runden Hinterglasbildern und das Gasthaus, das das Wirtsehepaar ganzjährig erfolgreich betreibt. Hier gibt es zwölf schicke Doppelzimmer und im Sommer die Übernachtung auf dem Heuboden im Stroh.
zumdoerfli@zumdoerfli.ch


Für gut Trainierte ist der Weg freundlich

Auf der Wanderskala des Schweizer Alpenvereins wird der 4-Quellenweg auf der Schwierigkeitsskala von 1 bis 6 bei 2 bis 3 eingestuft. Lakonisch wird ergänzt, der Wanderer sollte trittsicher sein, sich gut orientieren können und mit steilem Gelände klarkommen.

 

 

Für den Vater des 4-Quellen-Weges, Paul Dubacher, ist es schon wichtig, dass sein Wanderweg auch ein familienfreundliches Angebot in den Hochalpen darstellt. Für Familien mit Kindern besonders aus dem Flachland ist der Weg allerdings nur freundlich, wenn alle gut trainiert sind und über Erfahrungen mit anstrengenden Wanderungen verfügen.
www.vier-quellen-weg.ch

 

Text und Fotos: Ronald Keusch, September 2012

 

Seitenanfang

Teil 1