Friedrich der Große im Spreekahn
Der Spreewald-Tourismus erinnert seine Gäste an den Preußenkönig
Das Thema des 300. Geburtstages vom Preußenkönig Friedrich dem II. erreichte seit Anfang des Jahres mit Macht die Tourismusbranche im Spreewald. Und das völlig zu Recht. Denn der preußische Monarch hat nicht nur in vielen Schlachten, sondern auch auf friedlichem Wege Land erobert und seine Spuren hinterlassen – gerade hier in der Region.
Friedliche Landnahmen
Im Rhinluch des Havellandes und im Oderbruch sowie ebenso auch im Spreewald, letzteres vielerorts in Deutschland weniger bekannt, wurden im Auftrag der Preußenkönige feuchte und morastige Gebiete urbar gemacht und besiedelt. Was der Vater Friedrich Wilhelm I. im Burgschen Spreewald begann, setzte sein Sohn konsequent fort. Schon 1743 gab er den Befehl, 169 Familien im Burger Gebiet anzusiedeln und Jahre später begann sein großes Kolonisationswerk.
Die Kolonisten, zumeist aus dem Ausland, wozu allerdings auch das nahe Sachsen gehörte, erwartete schwerste Arbeit beim Abholzen von Waldflächen, beim Bau von Fließgräben und festen Wegen. Dafür verteilte der preußische König an seine Siedler jede Menge von Vergünstigungen wie Befreiung vom Militärdienst und von Naturalabgaben.
Edikt fordert Obstbäume
Der König und seine preußischen Beamten waren zur damaligen Zeit Allgegenwärtig und sorgten mit Edikten auch dafür, dass der hier im neu besiedelten Gebiet wenig verbreitete Obstanbau gefördert werden sollte. So forderte das Edikt 59 aus dem Jahr 1765, dass jeder Bauer zehn Obstgehölze anzupflanzen habe.
König Friedrich, sein ganzes Leben lang Liebhaber von Obst, musste zwar erkennen, dass seine ehrgeizigen Ziele damals für die Bauern wenig praktikabel waren, da beispielsweise die Größe des Ackerlandes nicht ausreichte und zur damaligen Zeit bei der Verarbeitung des Obstes preisgünstiger Zucker fehlte. Dennoch sind im Spreewald bei Fahrradtouren bis heute Streuobstwiesen zu finden, die auf Befehle des Preußenkönigs zurückgehen.
Auch historische Rezepte, die wieder im Spreewald präsentiert werden, verweisen auf jene Zeit der Kolonisten. Dazu gehören Apfeltorte mit Zitronenguss und Kirschpastete nach Eisholtz. Kostproben historischer Gerichte bietet der älteste Gasthof des Spreewaldes, der Bio-Gasthof Kolonieschänke, der direkt am Fahrradweg liegt.
www.kolonieschaenke.de
www.radreisepartner-spreewald-lausitz.de
Ein Kapitel Leineweberei
Mit Preußens Gloria im Herzen vom Spreewald wird der Besucher auf speziellen Kahnfahrten besonders vertraut gemacht. Der Cottbuser Schauspieler Martin Eigner schlüpft dazu in die Hauptrolle des Preußenkönigs mit preußisch blauer Uniform und königlichem Filzhut. Er steigt in einen Spreekahn und erzählt auf einer Kahnfahrt den mitfahrenden Touristen in mehreren Kapiteln etwas über das Regieren des preußischen Monarchen hier im Spreewald.
Ein Kapitel ist den Leinewebern gewidmet. Der König förderte den Flachsanbau, um aus Flachsfasern die Leinenfäden zu spinnen und sie dann zu Leinenstoffen zu verweben. Dazu wurden im Örtchen Burg ausländische Leineweberfamilien angesiedelt. Sie bezogen ihre lang gestreckten Leineweberhäuser, in denen sie auf ihren Handwebstühlen die Leinenstoffe webten. Mehr als einhundert Jahre florierte die Leinenweberei, ehe sie durch die industrielle Revolution mit Tuchfabriken beendet wurde.
Der neben Preußenkönig Martin Eigner sitzende Flötenspieler, der Musiker Lutz Spinde, ebenfalls in preußisch blau gekleidet, trägt auf der Kahnfahrt kleine Musikstücke vor, die auch damals Friedrich spielte. Das Ziel der Fahrt ist ein Kahnhafen, dessen umliegendes Gelände auch mit der Leineweberei zu tun hat - mit dem Bleichen der Leinenstoffe.
Übrig blieb das Hotel zur Bleiche
Der König der Preußen ordnete einst persönlich um 1750 an, dass das Leinentuch der Uniformhemden seiner Soldaten gebleicht wird und es entstand ein Handwerksbetrieb.
Das Tuch wurde großflächig auf Wiesen verteilt, vom Tau des Morgens gleichmäßig benetzt und die Sonne tat ein Übriges. Schon damals entstand an dieser Stelle ein Gasthaus.
Seit 1870 wird an diesem Ort nur noch gespeist und logiert.
Das einzige, was hier von der Leinenherstellung noch übrig blieb, ist das Hotel „Zur Bleiche“.
Um die Jahrhundertwende trug es den Namen „Etablissement English spoken“. Das war eine Zeit, in der nur noch einige Webstühle im stillen Kämmerlein webten und der beginnende Tourismus den Spreewald bekannt machte. Später in der Zeit der DDR wurde hier im Jahr 1977 ein FDGB-Ferienheim eingerichtet.
Der Einzug von Luxus
Eine neue Zeitrechnung begann im Jahr 1992.
Da begannen Christine und Heinrich Michael Clausing aus Bayern (links im Bild), hier ihr individuelles Privathotel zu etablieren. Ein Wellness-Konzept im Resort und SPA ist als Einheit angelegt und Sommer wie Winter erlebbar. Die 90 Zimmer inklusive 16 Suiten, davon einige mit eigener Sauna, bieten ein luxuriöses Ambiente. Die Gestaltung des Resort lässt sich als behaglich berührender Landhausstil beschreiben.
Mehrere Hotelrestaurants wie eine hoteleigene Landwirtschaft für Kräuter und Gemüse sowie „glückliche“ Freilandhühner gehören zum Standard. Standesgemäß trägt der Küchenchef Oliver Heilmeyer 1 Stern Michelin. Das Gourmetrestaurant „17fuffzig“ ist dem königlichen Gourmet Friedrich dem Großen gewidmet. Eine Extraklasse verkörpert die Landtherme mit einem scheunengroßen Schwimmbad und einem offenem Kamin, sechs Saunen und Dampfbädern sowie einer großen Liegewiese im Grünen.
Der Initiator der Bleiche, der Alte Fritz, wurde mit der Gedenkfeier im Jahr 1900 zum Dauergast.
Seitdem steht sein Konterfei als kleines Denkmal im Garten vom Resort. Dass dem Monarchen der heutige Landhausstil „Zur Bleiche“ gefallen hätte, ist von dem Bewohner des Schlosses „Sanssouci“ in Potsdam eher nicht zu erwarten.
www.hotel-zur-bleiche.com
www.spreescouts.de/de
www.burg-spreewald-tourismus.de
Text: Ronald Keusch
Fotos: Hotel „Zur Bleiche“ (2), der Autor (4)
April 2012