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Unterwegs im Bregenzer Wald (2)

 

Panorama-Sauna, Molkebier und Suiten zum Kuscheln

 

Wie Unternehmergeist im Bregenzer Wald die Urlauber verwöhnen will

Wenn Walter Lingg über die Kulturlandschaft des Bregenzer Waldes spricht, kommt er ganz schnell ins Schwärmen. Es ist für ihn und sein Familienhotel das wichtigste Kapital (Bild unten). Und er setzt es so gut wie möglich in Szene und umsorgt es, so gut er nur kann. Da ist es auch nahe liegend, dass das Thema Nachhaltigkeit für ihn oberste Handlungsmaxime darstellt.

 

 

Holz zum Bauen und Heizen

Im Jahr 1998 hat er das alte Gebäude des Hotels Krone abgerissen, in dem er geboren wurde und betreibt das Hotel nun in vierter Generation. Er holte sich den jungen Architekten Oscar Leo Kaufmann aus heimischer Architektenfamilie und baute mit heimischen Firmen und heimischen Materialien.

„Ich weiß von vielen Holzelementen, welcher Handwerker sie herstellte und kenne auch den Wald, wo das Holz gewachsen ist“, erzählt mit großer Selbstverständlichkeit Hotelier Lingg. „Beispielsweise das Material unserer Sky-SPA in der obersten Etage ist Weißtannenholz und stammt hier aus dem Vorsäss-Gebiet.“ Aber das Holz, das im Bregenzer Wald ausreichend vorhanden ist, wird nicht nur in seinem Haus und dem Mobiliar verbaut, sondern auch verheizt.

 

 

Klick v.l.n.r.: Hotelbesitzer Walter Lingg, Panorama-Sauna im Hotel "Krone"
Kapital: die Kulturlandschaft

 

Mit Holz aus dem heimischen Wald wird in dem neuen Heizkraftwerk des Dorfes Energie erzeugt, die auch das Hotel Krone versorgt. Damit werde, so Lingg, nach dem Umbau sogar noch die Hälfte der Heizkosten gespart. Seit 28 Jahren lädt der Hotelier regelmäßig seine Gäste zu einem Spaziergang durch seine Gemeinde Au mit 700 Einwohnern ein. Da steht natürlich das Hackschnitzel-Heizkraftwerk, die Barockkirche, die Albwirtschaft, die Schindelfassaden auf dem Programm - die Kulturlandschaft.

Sauna mit Panoramablick

In den einzelnen Bauphasen seines Hotels wurde dann auch die Idee geboren, einige Zimmer mit großen Fenstern auszurüsten, die bis zum Fußboden reichen. Mittlerweile ist diese Lösung bei den Gästen so beliebt, dass jetzt alle Zimmer so ausgerüstet sind - mit einem noch größeren Blick auf die sie umgebende Kulturlandschaft. Dazu kommt ein Sky-SPA mit einer Panorama-Sauna, bei der ebenfalls dank bis zum Boden reichender Fenster die Landschaft näher gerückt ist.

Und es ist von Walter Lingg auch kein leeres Versprechen, wenn er die Touristen für die handwerklichen Traditionen des Bregenzer Wald begeistern will. Schließlich haben sich in dieser Region rund einhundert innovative Handwerker, vom Tischler bis zum Textildesigner, zu einem so genannten Werkraum zusammengeschlossen und organisieren auf ihrer gemeinsamen Plattform Ausstellungen, Vorträge und Wettbewerbe.

 

„Wir wollen keine Tourismus-Region sein“

Schließlich gehört zur Philosophie des Hauses der Lingg-Familie auch eine kreative Küche, mit der auch die Geschichte der Region erzählt wird. Ein Maßstab der Kochkunst ist in der Statistik der Hotelgäste zu finden. Den 1. Platz behaupten seit Jahren die Franzosen. Mit dieser Art und Weise der Nachhaltigkeit, so Walter Lingg, „ wollen wir weder eine Tourismus-Region sein noch werden.“ Vielleicht versteht diesen Satz nicht jeder Tourismus-Funktionär und Lokalpolitiker. Die Urlauber bei der Familie Lingg verstehen ihn jedenfalls sehr gut. Sein Hotel „Krone“ war in den Oktoberwochen zu 95 Prozent (!) belegt.

www.krone-au.at

 

Von der Heu- bis zur Besteck-Gabel

Dem Milch-Bauer Ingo Metzler fehlt es nicht an Worten, wenn er über den Weg des Käses im Bregenzer Wald erzählt. Er beginnt bei der Heugabel, mit der das alleinige Futter (ohne Anteile von Silage) für Ziegen und Kühe geerntet wird. Und er endet bei der Besteckgabel, die den berühmten Käse, immerhin gibt es bis zu 50 Sorten, aufspießt, um ihn zu verzehren.

Vor zehn Jahren haben sich 200 Betriebe der Region zusammengeschlossen, um den Käse zu produzieren und gemeinsam in Gasthöfen und Hotels zu vermarkten. Damit wurde auch der Startschuss gegeben, sich der alten Traditionen zu erinnern. Denn beim Veredeln von einem Liter Milch wird nur ein zehnter Teil Käse gewonnen. Der Rest ist Molke, die zwar auch viele wertvolle Inhaltstoffe besitzt wie Eiweiß, Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente, aber in den letzten zwei Jahrhunderten kaum genutzt wurde, so erklärt Ingo Metzler. Und er hat sich dem Thema Molke in seiner ganzen Breite angenommen. Seine 16 Kühe und 50 Ziegen geben Milch, aus der Frisch- und Weichkäse mit insgesamt 20 Sorten gewonnen wird. Da fällt jede Menge Molke an.

 

 

Kosmetik mit Molke

Die Rückbesinnung auf die Molke, die im Altertum als heilendes Wasser der Milch bezeichnet wurde, führte Metzler zu insgesamt 40 Produkten. Die Molke wird nicht nur getrunken und in Nahrungsmitteln verspeist, sondern hat ihren Weg in die Kosmetik gefunden. Da bildet Molke die Grundlage für eine Tagescreme, deren Schutzfunktion durch den Zusatz der Ringelblume entsteht und eine Nachtcreme, bei der zur Regeneration der Haut das Johanniskraut beigegeben wird. Einige Hotels der Umgebung, allen voran das Hotel „Krone“ in Au, haben in den Gästezimmern die Seifenspender der Duschkabinen mit Duschzusatz aus Molke ausgestattet. Und wer dann von dieser Kosmetik total überzeugt ist, kann sich auch einen Molke-Lippen-Pflegestift zulegen.

 

Käsestraße für Touristen

Doch Ingo Metzler geht mit seinen 14 Mitarbeitern noch einen Schritt weiter. Unter dem Motto: Tue Gutes in der Natur und rede darüber, baut er für mehr als zwei Millionen Euro

 

einen neuen Stall (im Bild links) mit Zwischengalerie und Hofkino über seine Bauernfamilie, in der er den Touristengruppen, aber auch einzelnen Besuchern auch die Tradition der Käsezubereitung näher bringt. In einem vierstündigen Crashkurs kann schon heute jedermann aus Ziegen- oder Kuhmilch selber drei unterschiedliche Käsesorten herstellen und mit nach Hause nehmen. Und anschließend mit einem Molke-Bier Alkoholgehalt 2,5 Prozent anstoßen. „Wir wollen mit unserer Käsestraße viele Besucher für unseren Bregenzer Wald interessieren“, sagt Ingo Metzler. „Wenn es dem Tourismus gut geht, haben auch wir Bauern etwas davon und umgekehrt ist es genauso. Wir sitzen im selben Boot.“

www.molkeprodukte.com

 

Kuschel-Angebote nur für Paare

Ein Schloss für Verliebte gibt es doch nur im Märchen oder kitschigen Fernsehproduktionen, so weiß man. Seit dem Jahr 2004 steht eines im Bregenzer Wald in Bezau und trägt den Namen Gams Genießer- und Kuschelhotel.

 

Vor 16 Jahren übernahm Ellen Nenning (im Bild links) mit ihrem Partner Andreas Mennel den Gasthof Gams und stellten sich die Frage: Was führt Touristen neben Wellness und gutem Essen in den Bregenzer Wald? Und sie fanden die Antwort. Ellen Nenning: „ Es ist die Zweisamkeit. Die Zeit zu zweit ist das Kostbarste, was man sich schenken kann.“

Und sie spricht gleich den Einwand an, dass sich schließlich in jedem Hotel Paare einquartieren. „In unserem Hotel empfangen wir nur Paare, all jene, die ihren Schatz entführen, und mit einem für sie wertvollen Menschen die Zeit verbringen wollen.“ Allerdings können das, so räumt Nenning ein, auch gleich geschlechtliche Paare oder Mutter und Tochter sein. Allerdings dominieren eindeutig Frau und Mann als Paar das Bild im Hotel.

Für die Paare wurde ein modernes Blütenschloss in Form eines Rundbaus errichtet, umgeben von einem Seerosenteich. Hier entstanden 54 klassische Kuschel-Suiten mit Himmelbett und Sternenhimmel, einem eigenen Whirlpool, der durch große Glasfronten den rundum Blick in die Landschaft erlaubt und einem offenen Kamin.

Vom Blütenschloss führt ein Zugang zur Wellnesswelt mit Sauna, Nacktschwimmbecken, beheiztem Außenpool und Wintergarten. „Wir bieten Genuss, Wohlfühlen und Kuscheln und wie wir wissen werden das für unsere Gäste unvergessliche Stunden im romantischsten Hotel der Alpen“, verkündet Ellen Nenning. Kinder bleiben zu Hause und Familienfeiern finden woanders statt, ebenso der Service medizinischer oder sexueller Massagen.

 

 

Inschriften der Liebespaare

Beim Eintritt ins Blütenschloss wird der Besucher auf dunkelrotem Teppichboden in einer dunkel schummrigen Theater- oder Kino-Kulisse empfangen. Moderne Leuchten verteilen sparsames Licht. Dennoch ist gut zu erkennen, dass die runden Wände des Blütenschlosses total mit unterschiedlichsten Inschriften bedeckt sind.

„Diese Anregung haben wir bei einem Besuch in Verona erhalten. Dort haben sich viele Liebespaare in einem Durchgang zum so genannten Romeo und Julia Innenhof mit ihren Namenszügen verewigt“, sagt Ellen Nenning. Mittlerweile sind die Wände mit Liebeserklärungen überfüllt. Ein Ersatz musste her. Künftig kann jedes Paar ein kleines Vorhängeschloss mit Initialen und Schlüsseln erwerben und es aufhängen.

Unvergesslich ist sicherlich so ein Schlossbesuch, allerdings auch die Preise. Traumtage zu zweit mit drei Übernachtungen sowie Menüs kosten pro Person 498 Euro. Dass die Unternehmerin Nenning auf exklusive Romantik setzt, zahlt sich mit einer 75 Prozent Auslastung der Suiten sehr gut aus. Und auf dem hoteleigenen Parkplatz stehen nicht etwa nur Carrera und Ferrari, sondern hier stehen auch Renault Clio und VW Polo.

www.hotel-gams.at

 

Text: Ronald Keusch
Fotos: Hotel Gams (3 ), Autor
Oktober 2011

 

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