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Winterzauber an der Straße der Romanik

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Kunigunde ist in Merseburg Gastgeberin für Groß und Klein

Schummriges Licht empfängt die Besucher des „Zauberspruchgewölbes“ im Merseburger Dom. Die mystische Stimmung hier entführt in die Zeit, als Heinrich II. in Merseburg seine Lieblingspfalz hatte. An der Weihe des von ihm gestifteten Domes 1021 nahm er selbst teil. Seine Gemahlin Kunigunde führt heute noch ihre Gäste durch den Dom. Beim spannenden „Winterzauber der Romanik“ wird kleinen und großen Besuchern ganz warm. Die Zeitreise in das Mittelalter erleben sie hier auf geheimnisvolle Weise und mit allen Sinnen.

Kinder spielen im Merseburger Dom die Krönungsfeier für Heinrich II. nach

„... Ben zi bena, bluot zi bluoda, lid zi geliden, sose gelimida sin!“ Da steht eine Frau in langem Gewand aus Samt und Seide. Sie trägt mit Krone und Schleier Indizien der Macht. Beschwörend und eindringlich spricht sie die althochdeutsche Zauberformel, die heute so lauten würde: „... Knochen zu Knochen, Blut zu Blut, Glied zu Gliedern, auf dass sie zusammengefügt seien.“ Im frühen Mittelalter war der Glaube an die Kraft der Worte den Menschen ein Lebenselixier. Ob als Zauberspruch formuliert oder als christliches Gebet wurden sie mit großem Erfolg unter anderem zur medizinischen Heilbehandlung eingesetzt. Wohl darum, meint die Frau, habe vor mehr als 1000 Jahren ein Mönch aus Fulda diese heidnischen Zaubersprüche auf die noch freien Seiten einer
christlichen Sammelhandschrift geschrieben. Erst vor etwa 170 Jahren seien sie hier in der Merseburger Domstiftsbibliothek entdeckt worden, flüstert die Frau geheimnisvoll. Sie wisse das von ihren Kolleginnen aus der Gegenwart, die gleich ihr die Gäste durch den Merseburger Dom führen.

„Ach ja, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Kunigunde. Ich bin die Tochter des Grafen von Luxemburg, geboren um 980.“ „Sie sagen das sehr glaubwürdig“, lacht ein Herr aus der Gästegruppe. Er will mehr wissen. Kunigunde freut sich. Sie spricht natürlich zunächst über ihren Gemahl, den bayerischen Herzog, den sie um 1000 ehelichte. „Er war ein Ottone, ein Urenkel von Heinrich I.“, sagt sie stolz und dass sie als junges Paar oft und gern nach Merseburg gekommen sind. „Aus Liebe zu diesem Ort haben wir sogar das aufgelöste Bistum Merseburg 1004 neu gegründet und den Bau dieses Domes gestiftet“, erzählt Kunigunde. 1014 wurde ihr Mann Heinrich II. zum Kaiser gekrönt. Aber auch sie selbst war nicht ohne Einfluss und hoch geachtet beim Volk. Im Jahre 1200 war ihre Heiligsprechung. Am Tag der Heiligen Kunigunde, dem 3. März, geben Bauernregeln Wetter-Prognosen ab.

Von draußen dringen Geräusche reger Betriebsamkeit in die Klausur. Die Gäste der Domführerin Kunigunde setzten sich in Bewegung. Sie werden Zeugen der Krönungsfeier Heinrich II., der so genannten „sächsischen Nachwahl“ am 25. Juli 1002. Wir krönen Dich im Namen Gottes“, spricht das Chor der „Großen“ aus Sachsen. „Ich werde im Namen Gottes immer für das Reich da sein“, gelobt König Heinrich II. Es formiert sich der Festzug. „Hurrah, es lebe der König“, schallt es durch den Kreuzgang.
Wer bei einer Königskrönung dabei sein darf, vergisst das sein Leben nicht. Das war zu Heinrichs Zeiten so und ist es auch heute – wie für diese Mädchen und Jungen aus Teutschenthal. Sie sind für einen Vormittag in das nahe Mittelalter gereist, wurden hier vor Ort mit originalgetreuen Kostümen und Requisiten eingekleidet.

Die Augen der Kinder strahlen wie auch die von Kunigunde. In ihrem „zweiten“ Leben heißt sie Beate Tippelt. Sie „lebt“ im wahren Wortsinne ihre Tätigkeit als Leiterin des Büros für Domführungen. Als junge Frau Anfang 20 fand sie hier, wo sie ihre heimatlichen Wurzeln hat, auch zu ihrer Berufung. Mit den (über 20) Jahren ist ihr das Domensemble ebenso zum Lieblingsort geworden wie einst dem Stifterpaar. „Ich mag die Stimmung hier, das Spiel des Lichtes zu den verschiedenen Tages- und Jahreszeiten“, schwärmt Domführerin Kunigunde. Ein regelrechtes Glücksgefühl könne sie spüren, wenn auch andere diesen Ort für sich entdecken.

„Entdecken“ ist auch das Stichwort, wenn sich Kunigunde und ihre Kolleginnen aus der Gegenwart Aktionen überlegen, die anziehend sind für die kleinen und großen Besucher von heute. Kunigunde blieb ja kinderlos. Beate Tippelt hingegen weiß, wofür sich junge Generationen von Dombesuchern interessieren. Die Kleinen etwa finden das „Suchspiel mit Bildern“ spannend und geben nicht auf, bis sie alle auf den Bildern abgebildeten Details im Dom gefunden haben.

Bei den täglichen Turmbesteigungen wie auch bei den (Ferien-)Aktionen mit den Dombaumeistern gilt es, 1000 Jahre alte Geschichte(n) zu entdecken und zu erleben (www.vereinigtedomstifter.de). Ebenso sind die Termine „Winterzauber der Romanik“ mit Veranstaltungen wie „Frauenpower – Audienz der Königinnen“ oder „Sinneswandeln in der Romanik per Taschenlampe“ dem Internet zu entnehmen.

Ein Höhepunkt ist natürlich die Kunigunden-Erlebnisführung am 3. März 2013. Zum Romanik-Tag im Rahmen der Aktion „80 Tage auf der Straße der Romanik“ am 31. Mai 2013 lädt der Merseburger Dom zur Sonderführung „Die Merseburger Zaubersprüche“ ein (www.saale-unstruttourismus.de).

Weitere Informationen zur Straße der Romanik finden sich im Internet unter www.strasse-der-romanik.de sowie in kostenfreien Broschüren und Faltblättern, die über das Infotelefon der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH (IMG) 0391- 56283-820 bestellt werden können.

Text: Kathrain Graubaum, Dezember 2012
Foto: Kathrain Graubaum
Bildeigner: Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH

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